Samstag, 5. März 2011
Schnupperkurs Patagonien Teil II - Magellan und Punta Arenas
Punta Arenas, die südlichste Großstadt der Welt, wurde 1848 gegründet, zunächst als Strafkolonie, wobei dieser Teil ihrer Geschichte meistens schamhaft verschwiegen wird. Sie liegt 200 km von der Atlantikmündung der Magellan - Strasse entfernt und schon vor 1900 wurde sie das Zentrum des chilenischen Wollhandels. Reiche Schafzüchter - Dynastien kroatischer, spanischer, schweizer und deutscher Abstammung liessen sich prachtvolle Palais erbauen, vom Parkett, über die Möbel bis zu den Tapeten und Vorhängen wurde alles aus Europa importiert. Noch heute prägen viele Villen und Gebäude aus dieser Zeit das Stadtbild - eine Eleganz, die man am Ende der Welt nie erwartet hätte. Mausoleen der namhaften Familien kann man auf dem Friedhof bestaunen, ebenso wie hundertjährige Zypressen, kunstvoll gestutzt, deren würzig-frischer Duft in der Luft liegt.
Ein halbes dutzend Schiffswracks aus fast allen Epochen liegt im seichten Wasser vor der Stadt und lässt erahnen, wie gefährlich und tückisch dieser 600 km lange Meereskanal sein kann. Wir erlebten ihn spiegelglatt und zahm, aber Fernando Magellan, sein Entdecker, kämpfte in einem 36 stündigen Sturm um sein Leben, als er versuchte die Ost-West-Passage zu den Gewürzinseln zu finden. Magellan begegnete uns auf Schritt und Tritt. Strassen, Hotels, Plätze sind nach ihm benannt und die Plaza ziert sein Denkmal. Rechts und links zu seinen Füssen sitzt ein Indio, Symbol für die von den spanischen Kolonisatoren ausgerotteten Stämme in Patagonien und Feuerland.
Magellan`s Persönlichkeit fehlte die Grausamkeit eines Cortez oder Pizarro, aber seine überdurchschnittliche Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit, verbunden mit hervorragenden nautischen Kenntnissen , liessen ihn seine Vision, seinen Traum verwirklichen. Geboren 1480 in Portugal, kam er als 10 jähriger Waise an den Hof des portugiesischen Königs. In Indien erhielt er seine militärische Ausbildung, kämpfte Seeschlachten in Malaysia und Marokko, überwarf sich dann aber mit dem Königshaus und ging nach Spanien. Anhand einer geheimen Seekarte war er überzeugt, eine neue, kürzere Route zu den begehrten Inseln in Indonesien entdecken zu können. Kaiser Karl V. und das Bankhaus Fugger finanzierten seine Expedition und so stachen 5 Segelschiffe mit 237 Mann Besatzung unter der Flagge des Heiligen Römischen Reiches 1517 von Sevilla aus in See. Zunächst verlief alles nach Plan. Auf den Kanaren und den Kapverden konnten die Vorräte ergänzt werden. Als sie die südamerikanische Küste erreichten, ungefähr dort, wo heute Rio de Janeiro liegt, segelten sie südwärts und der patagonische Winter zwang sie zu einer 6 monatigen Pause. Die Mannschaft war völlig entkräftet, ernährte sich von Suppen aus Sägespänen, Ratten und gekochtem Schuhleder. Skorbut brach aus, Meutereien und Revolten folgten. Mit eiserner Energie verfolgte Magellan seinen Plan und endlich, im Oktober 1520 fand er die ersehnte Verbindung zwischen den zwei Weltmeeren. Nach der stürmischen Passage wartete ein ruhiger, stiller Ozean auf die erschöpften Seeleute und Magellan taufte ihn "Pazifik", das friedliche Meer. Auch der Name " Feuerland" ( Tierra del Fuego ) stammt von Magellan. Während der Durchfahrt sahen die Schiffer auf der links von ihnen gelegenen Küste den Schein vieler Lagerfeuer, der den nächtlichen Dunst durchdrang. Und nicht zuletzt taufte er Patagonien ( was soviel wie "Land der Großfüssler" heisst ) nach dem Erscheinungsbild der ersten Indios, die er entdeckte. Magellan und seine Mannschaft erreichte 3 Monate später die indonesischen Inseln, wo er , erst 41 jährig, bei einem Gemetzel mit Eingeborenen getötet wurde. Ein einziges Schiff kehrte mit den überlebenden 18 Mann nach Spanien zurück, Fast 3 Jahre hatte die erste Weltumsegelung, die endgültig bewies, dass unsere Erde eine Kugel ist, gedauert. Eine Rekonstruktion von Magellan`s Schiff, der " Trinidad" wird gerade im Hafen von Punta Arenas fertiggestellt. Wir konnten es von aussen besichtigen. Es war der letzte Eindruck, ein Zeugnis dieses unglaublichen Mutes, kurz bevor wir ins Flugzeug stiegen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen