Donnerstag, 10. März 2011

Patagonien Schnupperkurs IV - Hungerhafen






Hinter dem Namen "Puerto del Hambre", "Port Famine" oder zu deutsch "Hungerhafen" verbirgt sich die tragische Geschichte des ersten spanischen Kolonisierungsversuchs an der Magellanstrasse. Nachdem Fernando Magellan 1520 die Ost-West Passage gefunden hatte ( ausführlich könnt ihr das in den letzten posts lesen ) beauftragte der spanische König einen ebenso genialen Seefahrer und Wissenschaftler , Pedro de Sarmiento de Gamboa, dieses Gebiet für die spanische Krone zu besetzen. Sarmiento, 50 Jahre später als sein berühmter Vorgänger in Nordspanien geboren, war Historiker, Autor, Astronom, Geograph und erst in zweiter Linie Seefahrer, doch bekannt wurde er als Entdecker der Salomon-Inseln und des Vanuatu Archipels. Er hatte schon über zwanzig Jahre in Peru gelebt und studiert, kehrte dann nach Spanien zurück und übernahm das Oberkommando über eine Flotte von 23 Schiffen, mit insgesamt 2500 Menschen an Bord - Soldaten, Priester, Handwerker, Frauen und Kinder. Während der drei !! Jahre dauernden Überfahrt reduzierte sich die Zahl der Schiffe auf drei.....Schiffbruch, Meuterei, Desertation, Piraterie taten ihr übrigens. Das überlebende Häuflein von 337 Siedlern, darunter 13 Frauen und 10 Kinder, landete geschwächt und fehlernährt in einer geschützten, malerischen Bucht, nur wenige Kilometer vom heutigen Punta Arenas entfernt. Sarmiento taufte 1584 die erste spanische "Stadt" in Patagonien auf den Namen " Rey Felipe", nach König Philipp. Vollkommen mangelhaft ausgerüstet und den nahenden Wintereinbruch vor Augen, zerlegten die Siedler zwei Schiffe, um sich Holzhütten bauen zu können. Auf der alten gezeichneten Karte erkennt man, dass der Grundriss eher einem Fort ähnlich war. Mit dem verbleibenden Segler stach Sarmiento kurz danach in See und versprach, so schnell wie möglich mit Vorräten zurück zukehren. Damit begann die unabwendbare Tragödie der Siedler, die trotz verzweifelter Versuche langsam und qualvoll verhungerten und erfroren. Ein schlichtes Steindenkmal erinnert an die toten Spanier und nur noch zerbröckelnde Reste einer niedrigen Steinmauer geben Zeugnis von dem Schrecken und der Verzweiflung dieser Menschen. Dort zu stehen, in dieser heute so freundlich und harmlos wirkenden Bucht mit einem malerischen Ausblick auf das Meer, war der emotionalste Moment der ganzen Reise. Ich wanderte stumm durch die kleine, grüne Ebene, wo sich die Hütten befunden haben mussten und meine Gedanken erschufen diese Welt voller Hoffnungslosigkeit und Qual. Es war, als ob die Geister der Verstorbenen den Ort nie verlassen hatten.......
Sarmiento kehrte nie zurück......er wurde von den Engländern gefangen genommen ( Francis Drake war sein Erzfeind ) und erlangte erst 9 Jahre später seine Freiheit wieder. So viel Zeit liess sich König Philipp, um das Lösegeld zu zahlen. Innerlich gebrochen, starb Sarmiento kurz nach seiner Freilassung.
Doch es kam ein Schiff drei Jahre später nach Puerto del Hambre......aber ausser einem einzigen Überlebenden war nichts mehr zu retten. Der Freibeuter Thomas Cavendish stand vor einer Totenstadt. Er fand nur noch Skelette. Die am besten erhaltensten lagen alle in in der gleichen Ausrichtung nebeneinander auf dem Dorfplatz. Ihre Knochen, darunter auch eine Frau und ein ca. 12 jähriges Kind, sind unter dem Grabmal beigesetzt. Der Überlebende, halb wahnsinnig, war aber dennoch in der Lage, den Seeleuten zu erzählen, was sich ereignet hatte. Die Kunde von dem tragischen Scheitern der ersten spanischen Siedlung erreichte so das Mutterland. Viele Jahrzehnte wurde kein neuer Versuch mehr unternommen.
Puerto Hambre ist ein fast vergessener Ort geblieben.....nur sehr wenige Touristen finden ihren Weg dorthin und ich bin dankbar, das ich die Gelegenheit hatte, ihn zu sehen und seine Geschichte zu hören.

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