Dienstag, 29. März 2011
Tombola für Japan
Am Samstag, den 26. März fand die ESO - Family - Party statt, und eine Woche zuvor kam uns die spontane Idee, eine Tombola für Japan zu organisieren. Wir wollten nicht länger hilflos und niedergedrückt die schrecklichen Nachrichten verfolgen, sondern selbst etwas tun und sei es auch noch so wenig.Also schrieb ich eine mail an den ESO - Ehefrauen Club und erklärte , was ich vorhatte. Emiko und Mika, zwei reizende Japanerinnen, verheiratet mit Astronomen, meldeten sich sofort und boten ihre Hilfe an. Wir drei hatten uns noch nie gesehen, aber es gelang uns tatsächlich innerhalb von 5 Tagen ( bestimmt hundert e-mails flogen hin und her ), bürokratische Hindernisse zu überwinden, über 70 kleine Geschenke für die Verlosung zu sammeln, Poster zu drucken, und alle benötigten Utensilien zu organisieren. Ich malte noch ein Bild, das symbolhaft die verheerende Katastrophe darstellt, das sollte mein Beitrag zur Tombola sein.
Samstag früh traffen wir uns dann zum erstenmal und stellten sofort fest, dass wir ein super Team waren. In 3 Stunden hatten wir 200 Lose gebastelt, die Losnummern an die Preise geklebt , Listen verfasst, und, unterstützt von unseren Männern, den Stand aufgebaut.
Die Resonanz war grossartig ! Fast jede Familie kaufte sogar mehr als nur ein Los und kurz vor Ende der Veranstaltung hatten wir alles an "Mann, Frau oder Kind " gebracht. Von Weinflaschen, Reiskocher über Kinderspielzeug und Pflanzen, bis zu Kleidung, es war für jeden etwas dabei . Überglücklich zählten wir das Geld - wir hatten umgerechnet 821 Euro eingenommen !! Zu dem guten Gefühl, helfen zu können, kam noch etwas Wichtiges hinzu : Emiko, Mika und ich sind zu Freundinnen geworden . Beruhigend für mich war, zu erfahren, dass ihre Familienangehörigen in Japan ( bis jetzt ) wohlauf sind :)
Sonntag, 20. März 2011
Die Flagge der Magellan - Region
Schnupperkurs Patagonien Teil V - Puerto Natales
Puerto Natales, eine kleine Hafenstadt, am Ultima Esperanza Fjord gelegen, erschien uns als der krasse Gegenentwurf zu dem lebendig - quirligen Punta Arenas. Obwohl die kurze patagonische Hochsaison noch nicht zu Ende war, lag eine irritierende Ruhe über den Strassen, viele verwahrloste und schon länger leerstehende Gebäude vermittelten den Eindruck eines langsam dahinsterbenden Ortes. Selbst die Kormorankolonie , die die Überreste der alten Mole bevölkerte, wirkte seltsam gedämpft. Hermann Eberhard, der Hobbyarchäologe, begegnete uns auch hier. Als Pionier am Ende des 19. Jahrhunderts, versuchte er, das verschlungene Gewirr der Fjorde zu enträtseln, kartographierte Land und Wasserarme und gründete die erste Schaffarm der Gegend.
Ultima esperanza bedeutet " letzte Hoffnung" und der Name ist eine zutreffende Beschreibung für die Stimmung, in der sich Generationen von Seefahrern befunden haben mussten, die verzweifelt einen Weg durch dieses Wasserstrassen - Labyrinth suchten. Heutzutage werden die Touristen auf bequemen Booten, versorgt mit heissem Tee und Gebäck, und der Möglichkeit, dem rauhen Klima in warme Kabinen zu entrinnen, durch diesen Fjord geschippert. Schwere, dunkle Wolken und Nieselregen liessen unseren Bootstrip zu einer etwas grauen und feuchten Angelegenheit werden. Stundenlang stampfte das Schiff unbeirrt in den immer enger werdenden Fjord.Auf beiden Seiten wechselten sich bewaldete Hügel mit steilen Felsklippen ab. Bemooste Wasserfälle und ab und zu eine grosse Lichtung, in der, umgeben von Viehweiden, eine alte Estancia sich unter knorrige Bäume duckte. Die meisten dieser einsam gelegenen Farmen waren nur über den Schiffsweg zu erreichen. Ich versuchte, mir ein Leben in dieser Isolation und Abhängigkeit vorzustellen.....vermutlich konnte es Paradies und Hölle zugleich sein....
Hungrig und verfroren, legten wir am Spätnachmittag am Bootsteg der Estancia Perales an. Dort wartete auf uns eine zünftige Parilla, auf offenem Feuer gegrillte Stücke von Lamm, Huhn und Rind, die übereinandergeschichtet und dampfend auf jeden Tisch getragen wurden. Es war das beste Lamm, das ich je gegessen habe ! Mit gefülltem Magen war die Enttäuschung über den nebelverhangenen Anblick des Serrano - Gletschers leichter zu ertragen....
Freitag, 11. März 2011
Zwischendrin ein bisschen Santiago !!
Die Patagonien - Berichterstattung ist noch nicht vorbei :), aber beim Surfen fand ich gerade eine , wie ich meine, sehr zutreffende Beschreibung von Santiago. Auf der Internet Seite von " Lonely Planet" ist zu lesen :
On a clear day, fresh after winter showers, Santiago basks in one of the most spectacular settings of any city in the world. A glance through the downtown blocks reveals a mighty circle of mountains - the snowcapped Andean peaks to the east, and a smaller coastal range to the west - that frames the Chilean capital.
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A clear day, however, is rare in this smog-blighted metropolis. In art class, Santiago school-kids draw their horizons a murky gray and, although the air has cleared somewhat in recent years, pollution and noise are likely to cloud your first impressions, especially in winter.
Don't be put off. Santiago might be dirty and loud, and it might not match the grandeur of Buenos Aires - but it is cultured, quirky and ambitious. The city rewards the patient traveler. Beyond the conservative conformity of Santiago Centro, and the soulless towers of the Las Condes financial district, there are thriving culinary and artistic enclaves that are a joy to uncover. Gourmets feast on world-class cuisine in Bellavista and Providencia, bohemians gather in the charming old district of Barrio Brasil, while the city is dotted with fine museums and a flourishing arts scene. With a booming café culture and leafy, exotic suburban parks, Santiago has an infectious energy and a growing confidence.
And those mountains don't just sit there as decoration - there's a huge range of activities within easy reach of the urban sprawl. Trekking, climbing, horseback riding, skiing, kayaking and wine tours are just a few of the exhilarating possibilities at Santiago's doorstep.
Und es ist wahr , " die Stadt belohnt den geduldigen Reisenden " , ich freue mich schon darauf, unseren nächsten Gästen dieses Santiago zu zeigen :)
Donnerstag, 10. März 2011
Patagonien Schnupperkurs IV - Hungerhafen
Hinter dem Namen "Puerto del Hambre", "Port Famine" oder zu deutsch "Hungerhafen" verbirgt sich die tragische Geschichte des ersten spanischen Kolonisierungsversuchs an der Magellanstrasse. Nachdem Fernando Magellan 1520 die Ost-West Passage gefunden hatte ( ausführlich könnt ihr das in den letzten posts lesen ) beauftragte der spanische König einen ebenso genialen Seefahrer und Wissenschaftler , Pedro de Sarmiento de Gamboa, dieses Gebiet für die spanische Krone zu besetzen. Sarmiento, 50 Jahre später als sein berühmter Vorgänger in Nordspanien geboren, war Historiker, Autor, Astronom, Geograph und erst in zweiter Linie Seefahrer, doch bekannt wurde er als Entdecker der Salomon-Inseln und des Vanuatu Archipels. Er hatte schon über zwanzig Jahre in Peru gelebt und studiert, kehrte dann nach Spanien zurück und übernahm das Oberkommando über eine Flotte von 23 Schiffen, mit insgesamt 2500 Menschen an Bord - Soldaten, Priester, Handwerker, Frauen und Kinder. Während der drei !! Jahre dauernden Überfahrt reduzierte sich die Zahl der Schiffe auf drei.....Schiffbruch, Meuterei, Desertation, Piraterie taten ihr übrigens. Das überlebende Häuflein von 337 Siedlern, darunter 13 Frauen und 10 Kinder, landete geschwächt und fehlernährt in einer geschützten, malerischen Bucht, nur wenige Kilometer vom heutigen Punta Arenas entfernt. Sarmiento taufte 1584 die erste spanische "Stadt" in Patagonien auf den Namen " Rey Felipe", nach König Philipp. Vollkommen mangelhaft ausgerüstet und den nahenden Wintereinbruch vor Augen, zerlegten die Siedler zwei Schiffe, um sich Holzhütten bauen zu können. Auf der alten gezeichneten Karte erkennt man, dass der Grundriss eher einem Fort ähnlich war. Mit dem verbleibenden Segler stach Sarmiento kurz danach in See und versprach, so schnell wie möglich mit Vorräten zurück zukehren. Damit begann die unabwendbare Tragödie der Siedler, die trotz verzweifelter Versuche langsam und qualvoll verhungerten und erfroren. Ein schlichtes Steindenkmal erinnert an die toten Spanier und nur noch zerbröckelnde Reste einer niedrigen Steinmauer geben Zeugnis von dem Schrecken und der Verzweiflung dieser Menschen. Dort zu stehen, in dieser heute so freundlich und harmlos wirkenden Bucht mit einem malerischen Ausblick auf das Meer, war der emotionalste Moment der ganzen Reise. Ich wanderte stumm durch die kleine, grüne Ebene, wo sich die Hütten befunden haben mussten und meine Gedanken erschufen diese Welt voller Hoffnungslosigkeit und Qual. Es war, als ob die Geister der Verstorbenen den Ort nie verlassen hatten.......
Sarmiento kehrte nie zurück......er wurde von den Engländern gefangen genommen ( Francis Drake war sein Erzfeind ) und erlangte erst 9 Jahre später seine Freiheit wieder. So viel Zeit liess sich König Philipp, um das Lösegeld zu zahlen. Innerlich gebrochen, starb Sarmiento kurz nach seiner Freilassung.
Doch es kam ein Schiff drei Jahre später nach Puerto del Hambre......aber ausser einem einzigen Überlebenden war nichts mehr zu retten. Der Freibeuter Thomas Cavendish stand vor einer Totenstadt. Er fand nur noch Skelette. Die am besten erhaltensten lagen alle in in der gleichen Ausrichtung nebeneinander auf dem Dorfplatz. Ihre Knochen, darunter auch eine Frau und ein ca. 12 jähriges Kind, sind unter dem Grabmal beigesetzt. Der Überlebende, halb wahnsinnig, war aber dennoch in der Lage, den Seeleuten zu erzählen, was sich ereignet hatte. Die Kunde von dem tragischen Scheitern der ersten spanischen Siedlung erreichte so das Mutterland. Viele Jahrzehnte wurde kein neuer Versuch mehr unternommen.
Puerto Hambre ist ein fast vergessener Ort geblieben.....nur sehr wenige Touristen finden ihren Weg dorthin und ich bin dankbar, das ich die Gelegenheit hatte, ihn zu sehen und seine Geschichte zu hören.
Sonntag, 6. März 2011
Patagonien Schnupperkurs III Perito Moreno Gletscher
Leider zu spät, nämlich erst in Puerto Natales, wurde uns bewusst, dass wir , um den berühmten Gletscher zu sehen, die argentinische Grenze überqueren mussten. Die Pässe aber lagen friedlich im Schrank in Santiago und ob unser chilenischer Spezial-Ausweis den argentinischen Grenzern genügen würde, konnte uns niemand sagen. Nach ein paar aufgeregten Anrufen bei Freunden, die eventuell unsere Pässe holen und per Express hätten schicken müssen und einem Besuch in der örtlichen Polizeistation ( der chilenische Beamte, sehr freundlich, meinte, er könnte auf keinen Fall vorraussagen, wie die argentinischen Kollegen ragieren würden ), beschlossen wir, es einfach drauf ankommen zu lassen. Nicht ohne an die Horror-Geschichten zu denken, die uns Freunde erzählt hatten. Harmlose europäische Touristen wurden da grundlos an der Wiedereinreise !! nach Chile gehindert und mussten stundenlang und nächtens ausharren, bis die Grenzer endlich Erbarmen zeigten. Egal, jetzt waren wir hier und vielleicht hatten wir ja Glück ! Als erstes verschliefen wir mal gründlich. Um 6 Uhr klopfte es heftig an die Zimmertür " Der Bus ist da !" Super, so schnell waren wir noch nie aus dem Bett gestürzt, hatten uns in fliegender Hast angezogen, klettern atemlos und ohne Frühstück zu der Handvoll Touristen in den Bus. Nach 25 km dann die chilenische Grenze, an der, wie zu erwarten, alles völlig reibungslos lief, obwohl unser chilenischer Ausweis sich doch sehr von dem eines "Original"- Chilenen unterscheidet. Jetzt fuhren wir die nächsten 6km durch ödes Niemandsland und unsere Herzen begannen zu klopfen. Gleich würde es sich zeigen, ob wir hier zurückbleiben mussten. Die argentinische Grenze, ein winziges Häuschen mit Flaggenmast und dem bemalten Schild der Provinz "Santa Cruz", lag eingebettet in die endlose Pampa im Irgendwo. Wir stellten uns ans Ende der kleinen Schlange, vor uns alles Chilenen. Die zwei Beamten, ganz junge Kerle, schauten gewissenhaft jeden Ausweis an, blickten dann kurz in ihre antiken Monitore und nickten mit dem Kopf : "Der Nächste !" Ich setzte mein freundlichstes und unschuldigstes Lächeln auf, versuchte, mein "Buenos dias" möglichst akkzentfrei herauszubringen und hielt den Atem an. Ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, gab mir der Beamte den Ausweis zurück. Gerd hinter mir erging es genauso. Mühsam unterdrückten wir einen Freudenschrei......Das also war geschafft ! Die nächsten Stunden konnte ich meinen Blick nicht von der Landschaft abwenden, die hinter dem Fenster an mir vorbei zog. Unendliche Weiten bis zum Horizont, mal eben, mal sanft gewellt, alles in gelb-braunen Ockertönen, Viehherden in der Ferne, kein Baum, kein Strauch, kein Auto. Nur wir und die Strasse, die vor uns den Himmel zu berühren schien. Wolkenformationen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Kühne Figuren, wie mit dem Pinsel gemalt und getupft, Schleier, Bänder, in sich verschlungen, ein ständig wechselndes Schauspiel im Kontrast zur gleichförmigen Pampa. Je näher wir dem Nationalpark " Los Glaciares" kamen, desto schlechter wurde das Wetter und als wir am Ufer des riesigen Lago Argentina entlangfuhren, verdüsterte sich der Himmel und es begann zu regnen. Aus der Literatur wussten wir schon, dass der Perito-Moreno der einzige Gletscher weltweit war, der ständig wuchs und seine Besucher mit häufigen kleinen und grossen Kalbungen verwöhnte. Und tatsächlich, als wir uns diesen riesigen Eismassen näherten, hörten wir es schon krachen, knacken, knistern und grollen. Die bis zu 60 m hohen Abbruchwände schienen lebendig zu sein, da und dort, alle paar Minuten, lösten sich Eisbrocken. Ich hatte die Kamera natürlich immer im falschen Moment aus bzw. an, :) Um einen Grössenvergleich zu haben : Die im Film rechts schwimmenden weissen , kleinen Flecken entsprechen der Grösse eines Dampfers.....Und dann sahen wir tatsächlich eine grosse Ruptur, eine Säule, die wie ein Pfeil ins Wasser glitt und in einer riesigen runden Welle wieder hochschoss, bevor sie auf der Oberfläche zur Ruhe kam. Wenigstens auf dem Foto könnt ihr die tiefblaue , schimmernde Farbe erahnen, die in wenigen Sekunden zu türkis verblasst war. Das Ganze war begleitet von einem dumpfen Donnergrollen, ich werde diesen Ton nicht vergessen. Bei Sonnenuntergang passierten wir wieder die friedliche kleine Grenzstation, glücklich und erleichert.
Samstag, 5. März 2011
Und nochmal Fernando Magellan
Schnupperkurs Patagonien Teil II - Magellan und Punta Arenas
Punta Arenas, die südlichste Großstadt der Welt, wurde 1848 gegründet, zunächst als Strafkolonie, wobei dieser Teil ihrer Geschichte meistens schamhaft verschwiegen wird. Sie liegt 200 km von der Atlantikmündung der Magellan - Strasse entfernt und schon vor 1900 wurde sie das Zentrum des chilenischen Wollhandels. Reiche Schafzüchter - Dynastien kroatischer, spanischer, schweizer und deutscher Abstammung liessen sich prachtvolle Palais erbauen, vom Parkett, über die Möbel bis zu den Tapeten und Vorhängen wurde alles aus Europa importiert. Noch heute prägen viele Villen und Gebäude aus dieser Zeit das Stadtbild - eine Eleganz, die man am Ende der Welt nie erwartet hätte. Mausoleen der namhaften Familien kann man auf dem Friedhof bestaunen, ebenso wie hundertjährige Zypressen, kunstvoll gestutzt, deren würzig-frischer Duft in der Luft liegt.
Ein halbes dutzend Schiffswracks aus fast allen Epochen liegt im seichten Wasser vor der Stadt und lässt erahnen, wie gefährlich und tückisch dieser 600 km lange Meereskanal sein kann. Wir erlebten ihn spiegelglatt und zahm, aber Fernando Magellan, sein Entdecker, kämpfte in einem 36 stündigen Sturm um sein Leben, als er versuchte die Ost-West-Passage zu den Gewürzinseln zu finden. Magellan begegnete uns auf Schritt und Tritt. Strassen, Hotels, Plätze sind nach ihm benannt und die Plaza ziert sein Denkmal. Rechts und links zu seinen Füssen sitzt ein Indio, Symbol für die von den spanischen Kolonisatoren ausgerotteten Stämme in Patagonien und Feuerland.
Magellan`s Persönlichkeit fehlte die Grausamkeit eines Cortez oder Pizarro, aber seine überdurchschnittliche Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit, verbunden mit hervorragenden nautischen Kenntnissen , liessen ihn seine Vision, seinen Traum verwirklichen. Geboren 1480 in Portugal, kam er als 10 jähriger Waise an den Hof des portugiesischen Königs. In Indien erhielt er seine militärische Ausbildung, kämpfte Seeschlachten in Malaysia und Marokko, überwarf sich dann aber mit dem Königshaus und ging nach Spanien. Anhand einer geheimen Seekarte war er überzeugt, eine neue, kürzere Route zu den begehrten Inseln in Indonesien entdecken zu können. Kaiser Karl V. und das Bankhaus Fugger finanzierten seine Expedition und so stachen 5 Segelschiffe mit 237 Mann Besatzung unter der Flagge des Heiligen Römischen Reiches 1517 von Sevilla aus in See. Zunächst verlief alles nach Plan. Auf den Kanaren und den Kapverden konnten die Vorräte ergänzt werden. Als sie die südamerikanische Küste erreichten, ungefähr dort, wo heute Rio de Janeiro liegt, segelten sie südwärts und der patagonische Winter zwang sie zu einer 6 monatigen Pause. Die Mannschaft war völlig entkräftet, ernährte sich von Suppen aus Sägespänen, Ratten und gekochtem Schuhleder. Skorbut brach aus, Meutereien und Revolten folgten. Mit eiserner Energie verfolgte Magellan seinen Plan und endlich, im Oktober 1520 fand er die ersehnte Verbindung zwischen den zwei Weltmeeren. Nach der stürmischen Passage wartete ein ruhiger, stiller Ozean auf die erschöpften Seeleute und Magellan taufte ihn "Pazifik", das friedliche Meer. Auch der Name " Feuerland" ( Tierra del Fuego ) stammt von Magellan. Während der Durchfahrt sahen die Schiffer auf der links von ihnen gelegenen Küste den Schein vieler Lagerfeuer, der den nächtlichen Dunst durchdrang. Und nicht zuletzt taufte er Patagonien ( was soviel wie "Land der Großfüssler" heisst ) nach dem Erscheinungsbild der ersten Indios, die er entdeckte. Magellan und seine Mannschaft erreichte 3 Monate später die indonesischen Inseln, wo er , erst 41 jährig, bei einem Gemetzel mit Eingeborenen getötet wurde. Ein einziges Schiff kehrte mit den überlebenden 18 Mann nach Spanien zurück, Fast 3 Jahre hatte die erste Weltumsegelung, die endgültig bewies, dass unsere Erde eine Kugel ist, gedauert. Eine Rekonstruktion von Magellan`s Schiff, der " Trinidad" wird gerade im Hafen von Punta Arenas fertiggestellt. Wir konnten es von aussen besichtigen. Es war der letzte Eindruck, ein Zeugnis dieses unglaublichen Mutes, kurz bevor wir ins Flugzeug stiegen.
Donnerstag, 3. März 2011
Schnupperkurs Patagonien Teil I - Torres del Paine
Torres del Paine, Chile`s berühmtester Nationalpark, ist fast so groß wie Luxemburg. Mitten aus der windzerzausten patagonischen Ebene ragt unvermittelt ein gewaltiges Granitmassiv auf, gekrönt von imposanten Hörnern ( Cuernos) und den drei berühmten spitzen Türmen ( Torres ). Der höchste Gipfel erreicht 3050 m - eigentlich bescheiden im Vergleich zu den Anden vor unserem Küchenfenster.....aber der Eindruck ist überwältigend. Zahlreiche, in allen Schattierungen von zartblau bis türkis schimmernde Gletscherseen, Wasserfälle, Grassteppen und dunkelgrüne Wälder liegen zu Füssen der Granit- und Schiefermassen. Über 2000 Guanakos ( die Lama-Wildform ), Nandus, Füchse, Huemuls ( seltene Andenhirsche ) und Pumas leben hier, 120 verschiedene Vogelarten und natürlich der Kondor, der majestätisch in den Lüften segelt. Wir näherten uns dem Park auf ganz profane Weise mit einem Kleinbus, der uns in aller Herrgottsfrühe in unserem winzigen Hostal in Puerto Natales abholte. Erster Stop war die Cueva del Milodon, eine riesige, auf einer Seite offene Urzeit - Höhle. 1896 entdeckte dort der deutsche Hobbyarchäologe Hermann Eberhard Knochen des Riesenfaultieres Mylodon ( wie groß es war, könnt ihr an mir erkennen ) , ebenso Knochenfunde des Säbelzahntigers, eines prähistorischen Pferdes und auch Menschen - Knochen. Kurz danach hielt unser Bus in einem kleinen Dörfchen zur Kaffee- und Pinkelpause. Als wir nach 15 Minuten wieder brav in unser Gefährt einsteigen wollten, winkte der Guide ab und erklärte, unser Busfahrer sei eben gerade von der Polizei verhaftet worden - er hätte wohl mehrere Gläser über den Durst getrunken. Das klang gar nicht gut und wir sahen uns schon stundenlang in dieser gottverlassenen, winzigen Siedlung herumsitzen.......Aber in kurzer Zeit hatte der Veranstalter es geschafft, einen neuen Bus samt nüchternen Fahrer zu besorgen und erleichtert ging es Richtung Park weiter.
Die weiträumig weidenden Schafherden wurden weniger und plötzlich sahen wir sie : Die ersten Guanako Familien, die seelenruhig neben der Schotterpiste grasten. Grazil, beweglich und schnell wie Antilopen sind diese Neuweltkamele, elegant setzten sie über die endlosen Weidezäune, wenn wir zu nahe kamen. Vereinzelt tauchten Nandus auf, die aber gebührend Abstand hielten. Während wir uns dem Parkeingang näherten, erzählte unser Guide , wie enttäuschend schlecht das Wetter gewesen war. Noch gestern wären seine Gäste stundenlang in Nebelschwaden und Regen durch den Park geholpert und hätten nichts, rein gar nichts gesehen. Die Berge verhüllt von schwarzgrauen Wolken und ebenso düster war dann auch die Stimmung der Touristen.....Nach diesen dramatischen Schilderungen fühlten wir uns doppelt glücklich, als endlich die Torres in ihrer ganzen Schönheit vor uns lagen, eingerahmt von den Ausläufern der verschiedenen Seen. Wir umrundeten das Massiv, stiegen da und dort aus, um zu einem Wasserfall, zu einem besonderen Aussichtspunkt oder zu einem Gletschersee mit einem Baby-Eisberg zu spazieren. Am Ufer des Lago Pehoe konnte ich den Fuchs fotografieren, der wohl immer wieder am Campingplatz nach Futter suchte. Nach jeder Wegbiegung genossen wir einen anderen Blick auf diese atemberaubende Landschaft, dankbar und ehrfürchtig. Es dämmerte, als wir im Hostal ankamen, und die reichen Eindrücke dieses Tages bei einem dunklen patagonischen Austral Bier ausklingen liessen.