Sonntag, 6. März 2011

Patagonien Schnupperkurs III Perito Moreno Gletscher

Der Ausflug zum Perito-Moreno Gletscher sollte zum aufregendsten Tag unserer ganzen Reise werden und das gleich aus zweierlei Hinsicht !
Leider zu spät, nämlich erst in Puerto Natales, wurde uns bewusst, dass wir , um den berühmten Gletscher zu sehen, die argentinische Grenze überqueren mussten. Die Pässe aber lagen friedlich im Schrank in Santiago und ob unser chilenischer Spezial-Ausweis den argentinischen Grenzern genügen würde, konnte uns niemand sagen. Nach ein paar aufgeregten Anrufen bei Freunden, die eventuell unsere Pässe holen und per Express hätten schicken müssen und einem Besuch in der örtlichen Polizeistation ( der chilenische Beamte, sehr freundlich, meinte, er könnte auf keinen Fall vorraussagen, wie die argentinischen Kollegen ragieren würden ), beschlossen wir, es einfach drauf ankommen zu lassen. Nicht ohne an die Horror-Geschichten zu denken, die uns Freunde erzählt hatten. Harmlose europäische Touristen wurden da grundlos an der Wiedereinreise !! nach Chile gehindert und mussten stundenlang und nächtens ausharren, bis die Grenzer endlich Erbarmen zeigten. Egal, jetzt waren wir hier und vielleicht hatten wir ja Glück ! Als erstes verschliefen wir mal gründlich. Um 6 Uhr klopfte es heftig an die Zimmertür " Der Bus ist da !" Super, so schnell waren wir noch nie aus dem Bett gestürzt, hatten uns in fliegender Hast angezogen, klettern atemlos und ohne Frühstück zu der Handvoll Touristen in den Bus. Nach 25 km dann die chilenische Grenze, an der, wie zu erwarten, alles völlig reibungslos lief, obwohl unser chilenischer Ausweis sich doch sehr von dem eines "Original"- Chilenen unterscheidet. Jetzt fuhren wir die nächsten 6km durch ödes Niemandsland und unsere Herzen begannen zu klopfen. Gleich würde es sich zeigen, ob wir hier zurückbleiben mussten. Die argentinische Grenze, ein winziges Häuschen mit Flaggenmast und dem bemalten Schild der Provinz "Santa Cruz", lag eingebettet in die endlose Pampa im Irgendwo. Wir stellten uns ans Ende der kleinen Schlange, vor uns alles Chilenen. Die zwei Beamten, ganz junge Kerle, schauten gewissenhaft jeden Ausweis an, blickten dann kurz in ihre antiken Monitore und nickten mit dem Kopf : "Der Nächste !" Ich setzte mein freundlichstes und unschuldigstes Lächeln auf, versuchte, mein "Buenos dias" möglichst akkzentfrei herauszubringen und hielt den Atem an. Ohne mit der Wimper zu zucken oder auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern, gab mir der Beamte den Ausweis zurück. Gerd hinter mir erging es genauso. Mühsam unterdrückten wir einen Freudenschrei......Das also war geschafft ! Die nächsten Stunden konnte ich meinen Blick nicht von der Landschaft abwenden, die hinter dem Fenster an mir vorbei zog. Unendliche Weiten bis zum Horizont, mal eben, mal sanft gewellt, alles in gelb-braunen Ockertönen, Viehherden in der Ferne, kein Baum, kein Strauch, kein Auto. Nur wir und die Strasse, die vor uns den Himmel zu berühren schien. Wolkenformationen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Kühne Figuren, wie mit dem Pinsel gemalt und getupft, Schleier, Bänder, in sich verschlungen, ein ständig wechselndes Schauspiel im Kontrast zur gleichförmigen Pampa. Je näher wir dem Nationalpark " Los Glaciares" kamen, desto schlechter wurde das Wetter und als wir am Ufer des riesigen Lago Argentina entlangfuhren, verdüsterte sich der Himmel und es begann zu regnen. Aus der Literatur wussten wir schon, dass der Perito-Moreno der einzige Gletscher weltweit war, der ständig wuchs und seine Besucher mit häufigen kleinen und grossen Kalbungen verwöhnte. Und tatsächlich, als wir uns diesen riesigen Eismassen näherten, hörten wir es schon krachen, knacken, knistern und grollen. Die bis zu 60 m hohen Abbruchwände schienen lebendig zu sein, da und dort, alle paar Minuten, lösten sich Eisbrocken. Ich hatte die Kamera natürlich immer im falschen Moment aus bzw. an, :) Um einen Grössenvergleich zu haben : Die im Film rechts schwimmenden weissen , kleinen Flecken entsprechen der Grösse eines Dampfers.....Und dann sahen wir tatsächlich eine grosse Ruptur, eine Säule, die wie ein Pfeil ins Wasser glitt und in einer riesigen runden Welle wieder hochschoss, bevor sie auf der Oberfläche zur Ruhe kam. Wenigstens auf dem Foto könnt ihr die tiefblaue , schimmernde Farbe erahnen, die in wenigen Sekunden zu türkis verblasst war. Das Ganze war begleitet von einem dumpfen Donnergrollen, ich werde diesen Ton nicht vergessen. Bei Sonnenuntergang passierten wir wieder die friedliche kleine Grenzstation, glücklich und erleichert.


Samstag, 5. März 2011

Und nochmal Fernando Magellan




Diese Fotos möchte ich euch noch zeigen, aber Google liess sie mich nicht im letzten Post veröffentlichen......deshalb hier der Nachtrag :)

Schnupperkurs Patagonien Teil II - Magellan und Punta Arenas







Punta Arenas, die südlichste Großstadt der Welt, wurde 1848 gegründet, zunächst als Strafkolonie, wobei dieser Teil ihrer Geschichte meistens schamhaft verschwiegen wird. Sie liegt 200 km von der Atlantikmündung der Magellan - Strasse entfernt und schon vor 1900 wurde sie das Zentrum des chilenischen Wollhandels. Reiche Schafzüchter - Dynastien kroatischer, spanischer, schweizer und deutscher Abstammung liessen sich prachtvolle Palais erbauen, vom Parkett, über die Möbel bis zu den Tapeten und Vorhängen wurde alles aus Europa importiert. Noch heute prägen viele Villen und Gebäude aus dieser Zeit das Stadtbild - eine Eleganz, die man am Ende der Welt nie erwartet hätte. Mausoleen der namhaften Familien kann man auf dem Friedhof bestaunen, ebenso wie hundertjährige Zypressen, kunstvoll gestutzt, deren würzig-frischer Duft in der Luft liegt.
Ein halbes dutzend Schiffswracks aus fast allen Epochen liegt im seichten Wasser vor der Stadt und lässt erahnen, wie gefährlich und tückisch dieser 600 km lange Meereskanal sein kann. Wir erlebten ihn spiegelglatt und zahm, aber Fernando Magellan, sein Entdecker, kämpfte in einem 36 stündigen Sturm um sein Leben, als er versuchte die Ost-West-Passage zu den Gewürzinseln zu finden. Magellan begegnete uns auf Schritt und Tritt. Strassen, Hotels, Plätze sind nach ihm benannt und die Plaza ziert sein Denkmal. Rechts und links zu seinen Füssen sitzt ein Indio, Symbol für die von den spanischen Kolonisatoren ausgerotteten Stämme in Patagonien und Feuerland.
Magellan`s Persönlichkeit fehlte die Grausamkeit eines Cortez oder Pizarro, aber seine überdurchschnittliche Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit, verbunden mit hervorragenden nautischen Kenntnissen , liessen ihn seine Vision, seinen Traum verwirklichen. Geboren 1480 in Portugal, kam er als 10 jähriger Waise an den Hof des portugiesischen Königs. In Indien erhielt er seine militärische Ausbildung, kämpfte Seeschlachten in Malaysia und Marokko, überwarf sich dann aber mit dem Königshaus und ging nach Spanien. Anhand einer geheimen Seekarte war er überzeugt, eine neue, kürzere Route zu den begehrten Inseln in Indonesien entdecken zu können. Kaiser Karl V. und das Bankhaus Fugger finanzierten seine Expedition und so stachen 5 Segelschiffe mit 237 Mann Besatzung unter der Flagge des Heiligen Römischen Reiches 1517 von Sevilla aus in See. Zunächst verlief alles nach Plan. Auf den Kanaren und den Kapverden konnten die Vorräte ergänzt werden. Als sie die südamerikanische Küste erreichten, ungefähr dort, wo heute Rio de Janeiro liegt, segelten sie südwärts und der patagonische Winter zwang sie zu einer 6 monatigen Pause. Die Mannschaft war völlig entkräftet, ernährte sich von Suppen aus Sägespänen, Ratten und gekochtem Schuhleder. Skorbut brach aus, Meutereien und Revolten folgten. Mit eiserner Energie verfolgte Magellan seinen Plan und endlich, im Oktober 1520 fand er die ersehnte Verbindung zwischen den zwei Weltmeeren. Nach der stürmischen Passage wartete ein ruhiger, stiller Ozean auf die erschöpften Seeleute und Magellan taufte ihn "Pazifik", das friedliche Meer. Auch der Name " Feuerland" ( Tierra del Fuego ) stammt von Magellan. Während der Durchfahrt sahen die Schiffer auf der links von ihnen gelegenen Küste den Schein vieler Lagerfeuer, der den nächtlichen Dunst durchdrang. Und nicht zuletzt taufte er Patagonien ( was soviel wie "Land der Großfüssler" heisst ) nach dem Erscheinungsbild der ersten Indios, die er entdeckte. Magellan und seine Mannschaft erreichte 3 Monate später die indonesischen Inseln, wo er , erst 41 jährig, bei einem Gemetzel mit Eingeborenen getötet wurde. Ein einziges Schiff kehrte mit den überlebenden 18 Mann nach Spanien zurück, Fast 3 Jahre hatte die erste Weltumsegelung, die endgültig bewies, dass unsere Erde eine Kugel ist, gedauert. Eine Rekonstruktion von Magellan`s Schiff, der " Trinidad" wird gerade im Hafen von Punta Arenas fertiggestellt. Wir konnten es von aussen besichtigen. Es war der letzte Eindruck, ein Zeugnis dieses unglaublichen Mutes, kurz bevor wir ins Flugzeug stiegen.

Donnerstag, 3. März 2011

Schnupperkurs Patagonien Teil I - Torres del Paine








Torres del Paine, Chile`s berühmtester Nationalpark, ist fast so groß wie Luxemburg. Mitten aus der windzerzausten patagonischen Ebene ragt unvermittelt ein gewaltiges Granitmassiv auf, gekrönt von imposanten Hörnern ( Cuernos) und den drei berühmten spitzen Türmen ( Torres ). Der höchste Gipfel erreicht 3050 m - eigentlich bescheiden im Vergleich zu den Anden vor unserem Küchenfenster.....aber der Eindruck ist überwältigend. Zahlreiche, in allen Schattierungen von zartblau bis türkis schimmernde Gletscherseen, Wasserfälle, Grassteppen und dunkelgrüne Wälder liegen zu Füssen der Granit- und Schiefermassen. Über 2000 Guanakos ( die Lama-Wildform ), Nandus, Füchse, Huemuls ( seltene Andenhirsche ) und Pumas leben hier, 120 verschiedene Vogelarten und natürlich der Kondor, der majestätisch in den Lüften segelt. Wir näherten uns dem Park auf ganz profane Weise mit einem Kleinbus, der uns in aller Herrgottsfrühe in unserem winzigen Hostal in Puerto Natales abholte. Erster Stop war die Cueva del Milodon, eine riesige, auf einer Seite offene Urzeit - Höhle. 1896 entdeckte dort der deutsche Hobbyarchäologe Hermann Eberhard Knochen des Riesenfaultieres Mylodon ( wie groß es war, könnt ihr an mir erkennen ) , ebenso Knochenfunde des Säbelzahntigers, eines prähistorischen Pferdes und auch Menschen - Knochen. Kurz danach hielt unser Bus in einem kleinen Dörfchen zur Kaffee- und Pinkelpause. Als wir nach 15 Minuten wieder brav in unser Gefährt einsteigen wollten, winkte der Guide ab und erklärte, unser Busfahrer sei eben gerade von der Polizei verhaftet worden - er hätte wohl mehrere Gläser über den Durst getrunken. Das klang gar nicht gut und wir sahen uns schon stundenlang in dieser gottverlassenen, winzigen Siedlung herumsitzen.......Aber in kurzer Zeit hatte der Veranstalter es geschafft, einen neuen Bus samt nüchternen Fahrer zu besorgen und erleichtert ging es Richtung Park weiter.
Die weiträumig weidenden Schafherden wurden weniger und plötzlich sahen wir sie : Die ersten Guanako Familien, die seelenruhig neben der Schotterpiste grasten. Grazil, beweglich und schnell wie Antilopen sind diese Neuweltkamele, elegant setzten sie über die endlosen Weidezäune, wenn wir zu nahe kamen. Vereinzelt tauchten Nandus auf, die aber gebührend Abstand hielten. Während wir uns dem Parkeingang näherten, erzählte unser Guide , wie enttäuschend schlecht das Wetter gewesen war. Noch gestern wären seine Gäste stundenlang in Nebelschwaden und Regen durch den Park geholpert und hätten nichts, rein gar nichts gesehen. Die Berge verhüllt von schwarzgrauen Wolken und ebenso düster war dann auch die Stimmung der Touristen.....Nach diesen dramatischen Schilderungen fühlten wir uns doppelt glücklich, als endlich die Torres in ihrer ganzen Schönheit vor uns lagen, eingerahmt von den Ausläufern der verschiedenen Seen. Wir umrundeten das Massiv, stiegen da und dort aus, um zu einem Wasserfall, zu einem besonderen Aussichtspunkt oder zu einem Gletschersee mit einem Baby-Eisberg zu spazieren. Am Ufer des Lago Pehoe konnte ich den Fuchs fotografieren, der wohl immer wieder am Campingplatz nach Futter suchte. Nach jeder Wegbiegung genossen wir einen anderen Blick auf diese atemberaubende Landschaft, dankbar und ehrfürchtig. Es dämmerte, als wir im Hostal ankamen, und die reichen Eindrücke dieses Tages bei einem dunklen patagonischen Austral Bier ausklingen liessen.

Donnerstag, 10. Februar 2011

"De todos un poco" Vernissage in Santo Domingo






Meine Freundin Manana ist nicht nur eine ausdrucksstarke Flamencotänzerin, sondern auch eine begnadete Malerin. Sie studierte Kunst und malt seit vielen Jahren. Eine kleine Auswahl ihrer beachtlichen Vielseitigkeit zeigte sie letztes Wochenende im Rahmen ihrer Ausstellung in Santo Domingo. Wie der Titel verspricht ( "Von allem ein wenig " ) sahen die Besucher von Pastell- und Kohlezeichnungen, über Collagen mit Naturmaterialien bis zu Öl- und Acrylbildern einen repräsentativen Ausschnitt aus ihrem Werk. Bevor wir zur Eröffnung spazierten, trafen wir die komplette Familie zum "Once", was einer zünftigen chilenischen Brotzeit entspricht. Wir fühlten uns herzlichst aufgenommen und es gab viel zu Lachen über unser, schon fast normales spanisch-englisch-deutsches Sprachgemisch. Mananas Töchter hatten beide das deutsche Gymnasium besucht und beeindruckten uns mit praktisch fliessendem Deutsch. Am Ende das Abends war Manana glücklich und zufrieden, es kamen viele Freunde und interessierte Besucher, ein erfolgreicher Beginn !

Donnerstag, 20. Januar 2011

Das hat uns nicht überrascht .......


Ein aktueller Artikel der "New York Times " - schaut mal hier rein, ihr werdet staunen :)

http://www.nytimes.com/2011/01/09/travel/09where-to-go.html/?_r=1

Ich hoffe, der Link funktioniert !

P.S. Foto zeigt das neue Museum der Menschenrechte in Santiago

Dienstag, 18. Januar 2011

Strandimpressionen vom Wochenende






Am Sonntag waren wir Sonne tanken pur. Wieder mal in Pichidangui mit seiner herrlichen, langgezogenen Bucht. Obwohl grosse Ferien und Wochenende, war der Strand erstaunlich leer . Ganz anders in Pichicuy, einem winzigen Dorf, wo es noch sehr ursprünglich zugeht.
Auf der nächtlichen Rückfahrt gerieten wir auf der Autobahn ( Panamericana ) in einen Stau, unseren ersten überhaupt. Ursache war ein Flächenbrand direkt am Strassenrand. Eine Gruppe von Demonstranten mit Plakaten standen auf beiden Fahrbahnen und Polizisten winkten die Autos durch. War schon etwas unheimlich, weil wir durch dichten Rauch fahren mussten. Ob die Demonstranten das Feuer absichtlich gelegt hatten, war nicht erkennbar. So hatten wir noch ein kleines Abenteuer nach einem wunderbar erholsamen Tag - der mit Sonnenbrand an diversen Körperteilen zu Ende ging :)