Mittwoch, 24. März 2010

Una tarde pro ayuda - Ein Nachmittag, um zu helfen





Am Sonntag waren wir zu Gast bei einem Benefiz-Konzert für den kleinen Küstenort Chanco, organisiert von einer jüdischen Gemeinde in Santiago, " Ruaj Ami ". Im Garten vor der bescheidenen Synagoge sangen "Voces de Israel" , ein kleiner, aber sehr engagierter Chor hebräische, jiddische und spanische Lieder. Ein Bläserquintett erfreute uns danach mit romantischen Werken von , für mich völlig unbekannten deutschen Komponisten , die aber wunderbar anzuhören waren. Im Schatten der Bäume wurden Wein und Käsehappen verkauft und sogar ein kleiner Flohmarkt ( der tatsächlich "feria de pulgas" heisst !! Pulga = Floh ) wartete auf Interessenten.Unser Freund Simon, der fast jeden hier zu kennen schien, stellte uns vor und wir trafen , wie könnte es anders sein, herzliche und interessierte Deutsch-Chilenen, die uns wie selbstverständlich in ihre Mitte nahmen. Die gesammelten Gelder werden nun für den Bau von sogenannten "Mediaguas" , kleinen Holzhäusern, verwendet, da in Chanco, wie auch in den anderen Dörfern, alle Adobe - Häuser das Erdbeben und den folgenden Tsunami nicht überlebt haben. Shajatz, eine jüdische Jugendorganisation, wird das Material nach Chanco bringen und die Häuser selbst aufstellen.Wie man anhand der Fotos sehen kann, haben die jungen Leute einen Riesenspass dabei. Der Nachmittag endete mit einem fröhlichen Kreistanz aller Gäste, die, unterstützt vom Chor, vielstimmig ihr Hava Nagila sangen. Der Rabbi verkündete glücklich, dass ca. 1100 Euro zusammen gekommen waren und wir gingen mit dem guten Gefühl, etwas, wenn auch nur wenig, bewirkt zu haben.

Freitag, 19. März 2010

Jeder kann helfen !


27. Februar 2010
3:34 nachts
8, 8 Richterskala
2:45 Minuten
500 Tote
Viele hunderttausend Obdachlose
Circa dreissigtausend Millionen Euro Gesamtschaden
Ein Land, das Hilfe braucht..........


Ich möchte euch gerne mit Philipp`s " Chile-Hilfe " Aktion bekannt machen !
Aus der Zeit seines Zivildienstes in Coronel, einem kleinen Küstenort südlich von Santiago, bestehen bis heute zahlreiche enge Freundschaften zu chilenischen Familien. Auch sie sind von dieser Naturkatastrophe schwer betroffen, Häuser stürzten zusammen, Lebensgrundlagen wurden vernichtet. Als Philipp anlässlich seiner Doktorarbeit 2008 mit Vroni und Sophia seine Freunde wieder besuchte, wurden alle drei mit grosser Herzlichkeit und der so typischen chilenischen Gastfreundschaft aufgenommen. Fiorella und Sophia sind bis heute Freundinnen :)
Nun möchte er den betroffenen Familien unbürokratisch helfen, sammelt Spenden, organisiert Benefizkonzerte und einen Sponsorenlauf. Über Pfingsten fliegt er nach Coronel und wird dort das Nötigste mit dem gespendeten Geld besorgen und den Wiederaufbau unterstützen.
Ausführliche Informationen findet ihr hier :

http://chilehilfe.blog.de/

Ich danke Euch für Euer Interesse !!

Dr. Philipp Müller, Spendenkonto Chilehilfe
Konto Nr. 100 123 5967
BLZ 701 500 00
Stadtsparkasse München


Fuerza Chile !







Glücklich angekommen in Santiago ! Als das Flugzeug endlich seine Türen öffnete und ich aussteigen konnte, klopfte mein Herz ein paar Takte schneller...wie würde ich die Stadt, unser Viertel, unsere Wohnung vorfinden ? Was hatte sich alles verändert, nicht nur äusserlich, sondern auch innerlich, würde man den Santiaginos anmerken, was sie durchgemacht hatten ? Ein herzliches " Buenos dias" war das erste, was ich hörte. Der chilenische Offizielle, der uns Passagiere auf der Treppe in Empfang nahm, lächelte über das ganze Gesicht. Sämtliche Koffer standen, säuberlich aufgereiht, vor uns auf dem Rollfeld und anstelle der modernen Ankunftshalle war ein weisses Partyzelt aufgebaut, in dem die Einwanderungsbeamten an roh gezimmerten Holztischen hinter ihren Laptops sassen. Ich erwartete jeden Moment, dass ein freundlicher Kellner um die Ecke bog, der uns auf silbernen Tabletts leckere Empanaditas anbieten würde, so sehr erinnerte mich das Äussere dieses Zeltes an ein gediegenes Fest. Trotz der Notsituation war an alles gedacht : Wasserspender, Dixieklo und freundlich wedelnde Drogen-Spürhunde waren bereit. Sogar mobile Gepäckscanner standen herum und die Einreise klappte reibungslos. Nach einem längeren Fußmarsch um die beschädigte Halle herum, konnte mich Gerd dann endlich in Empfang nehmen :) Zuhause angekommen, zeigte er mir als erstes die Schäden in unserer Wohnung, die ich mir schlimmer vorgestellt hatte. In einigen Zimmern zogen sich Risse entlang der Decke oder am Türrahmen , in der Waschküche waren die abgefallenen Fliesen provisorisch angeklebt. Obwohl unser freistehender Kühlschrank während des Bebens einen halben Meter herumgewandert war, und einiges herunterfiel, ( meine Bilder, Schmuck, CD`s ) ist nichts zerbrochen. In ein paar Wochen, wenn auch die Nachbeben weniger geworden sind, kann das alles repariert werden. Kein Vergleich zu den schlimmen Zerstörungen im Süden des Landes ! In Santiago ist kein einziges Hochhaus zusammengestürzt oder wurde extrem beschädigt. Nicht ein Fenster aus der spiegelnden Glasfront des Titanium Towers, des noch höchsten Gebäudes Südamerika ( 181 m und 52 Stockwerke ) ist herausgefallen......ein Wunder, bzw. grossartiges Know-How der chilenischen Architekten und Baufirmen. Trotzdem sind auch in Santiago immerhin ca. 4000 Wohnungen so zerstört worden, dass sie unbewohnbar sind. An unseren 25- stöckigen Türmen sieht man deutlich von aussen, wie sich die drei miteinander verbundenen Häuser aneinander gerieben haben. Die Fugen sind teilweise aufgeplatzt und Füllmaterial hängt heraus. Eine Chilenin, die derzeit Schäden in Wohnungen dokumentiert, meinte, unser Haus wäre äusserst stabil gebaut. In anderen Gebäuden hätte sie Wohnungen im 5. Stock gesehen, die deutlich mehr Risse vorzuweisen hätten als bei uns im 15. Stock......das hat uns doch sehr beruhigt ! Und sie hatte auch gleich noch einen guten Tipp parat, um tatsächliche Nachbeben von eventuell nur individuell gefühlten unterscheiden zu können : Ein Glas mit Wasser aufstellen, dort, wo man sich befindet !!
Seit ich vor 2 Tagen angekommen bin, war alles ruhig. Ich nehme das mal als gutes Omen :)
So tragisch diese Katastrophe für das Land auch war und noch immer ist - ein positiver Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben. Die offenbar bestehende Kluft im Volk zwischen der linken und der rechten Seite ist wie weggewischt. Es zählen keine politischen Ausrichtungen mehr, nur noch, wer hilft, wer etwas bewirkt. Die Menschen schliessen sich enger zusammen und haben ein gemeinsames Ziel, dass alle eint : Ihr Land wieder aufzubauen. Und es wird ihnen gelingen, davon bin ich überzeugt....como el ave Fenix - wie der Phönix aus der Asche wird ein neues Chile entstehen !
Die Fotos sind aus Santiago - wir sind dankbar, mit diesen kleinen Rissen davon gekommen zu sein.

Dienstag, 2. März 2010

Die Katastrophe

An diesem Tag, der Chile für immer gezeichnet hat, war ich nicht zuhause - zuhause in Santiago. Ich sass ahnungslos in der Lobby des Nova Centro Hotels in Jerez de la Frontera und konnte seit 2 Tagen endlich ins Internet.....und unser Freund Nico aus Santiago, der glücklicherweise eine Internet-Verbindung hatte, erzählte mir sofort, was passiert war. Zunächst begriff ich nicht wirklich das riesige Ausmass dieser Katastrophe. Mein erster Gedanke war " Gerd " und in den folgenden 3 Stunden versuchte ich fieberhaft, ihn irgendwie zu erreichen. Ich schrieb mir fast die Finger wund, hantierte zusätzlich mit dem Handy und sprach manchmal über MSN und Skype mit 4 Leuten gleichzeitig. Meine grosse Stütze war Gero, dem ich an dieser Stelle noch einmal von Herzen danken möchte. Er versorgte mich mit Informationen und beruhigte mich mit seiner astronomisch-wissenschaftlichen Sachlichkeit :)
Nachdem ich mit Gerd reden konnte, fiel mir mehr als ein Stein vom Herzen.....aber das Gefühl, dass er alles allein hatte durchstehen müssen, machte mich auch traurig....Es geht ihm gut, aber der Schreck und der Schock sitzen tief.
Unser Haus hat es erstaunlich gut überstanden, soweit man es beurteilen kann, aber grosse Risse sind sichtbar. Gottseidank konnte ich auch nach und nach mit allen Freunden Kontakt aufnehmen, da war ich doch sehr erleichtert.
Gerd schlief die folgende Nacht im Auto, so stark waren die Nachbeben. Santiago ist vergleichsweise gut weggekommen, die armen Menschen im Süden aber haben unser ganzes Mitgefühl. Die Bilder aus dieser Region sind für immer in meinem Kopf.....
Das Land wird Jahre brauchen, um sich von dieser Zerstörung zu erholen.
Meine Zeit in Spanien ist überschattet von dem Gedenken an Chile und seine tapferen Menschen und ich hoffe inständigst, ich kann , so wie geplant, am 17. März zurück fliegen.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Hola München, vengo !


Und so empfängt mich unser Landkreis.........

Montag, 8. Februar 2010

Blick von und auf meinen "Arbeitsplatz"



Nun versteht jeder, warum ich manchmal beim Skypen mit Video "ein Brett vorm Kopf " habe ! Diese abenteuerlich provisorische Technik verbindet mich mit dem Rest der Welt.....die umgekehrte Glasplatte sorgt für DELL`s Kühlung und das Alhambra - Spiel bringt den Monitor auf eine annähernd ergonomische Höhe. Das Mikrofon ist im Laptop versteckt, die Lautsprecher stehen getrennt, das erklärt, warum die Tonqualität, die ihr hört, nicht immer optimal ist.
Aber jetzt könnt ihr euch vorstellen, wie ich da sitze :)
Und als ich gestern in der Abenddämmerung den Kopf nach links drehte, dachte ich : Das müsst ihr sehen ! Es waren noch immer 26 Grad, circa 20:30 und mit dem letzten Sonnenlicht strahlten die Gletscher der Fünftausender herüber.....Schande, wir wissen immer noch nicht, wie sie heissen :)

Sonntag, 7. Februar 2010

Ein Tag in Valparaiso und Vina del Mar.....














......ist natürlich viel zu kurz ! Aber wir waren sehr dankbar, dass Leonardo, Gerd`s Arbeitskollege, uns ein paar seiner Lieblingsplätze zeigte. Die beiden Schwesterstädte, 2,5 Stunden von Santiago entfernt, nebeneinander am Pazifik gelegen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Vina, eines der beliebtesten Seebäder Chiles, mit Spielkasino, Wohnpalästen, gepflegten Parks und Pferdekutschen, wirkt wie eine Mischung aus Miami und Malaga. In der Hochsaison Januar/ Februar stürmen 1 Mio. Gäste, hauptsächlich aus Chile und Argentinien, die Strände. Südamerikaner lieben es sichtlich, im Getümmel zu entspannen, je voller, desto besser. Das wäre jetzt nicht ganz so unsere Art, Urlaub zu machen.....aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Valparaiso, mit dem morbiden Charme einer alten Hafenstadt, wurde schon 1536 gegründet und erlebte seine Blütezeit zwischen 1800 und 1900. Von einem schweren Erdbeben 1906 erholte sich die Stadt nicht mehr und die Eröffnung des Panamakanals liess sie fast zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen. Heute, von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnet, gibt es wieder reges Leben, und eine bedeutende Künstler- und Literatenszene. Bekannt ist Valparaiso aber vor allem für seine 16 Schrägaufzüge, die seit Mitte des 19.Jahrhunderts die Hügel der verwinkelten Stadt hinaufrattern. Vom Restaurant "Portofino" aus genossen wir einen herrlichen Blick über die Bucht. In Ranaca, dem nächsten kleinen Badeort liessen wir den Tag mit einem Strandspaziergang und einem "sundowner" Bier ausklingen......Es ist klar, wir müssen nochmal hierher !!