Freitag, 19. März 2010
Fuerza Chile !
Glücklich angekommen in Santiago ! Als das Flugzeug endlich seine Türen öffnete und ich aussteigen konnte, klopfte mein Herz ein paar Takte schneller...wie würde ich die Stadt, unser Viertel, unsere Wohnung vorfinden ? Was hatte sich alles verändert, nicht nur äusserlich, sondern auch innerlich, würde man den Santiaginos anmerken, was sie durchgemacht hatten ? Ein herzliches " Buenos dias" war das erste, was ich hörte. Der chilenische Offizielle, der uns Passagiere auf der Treppe in Empfang nahm, lächelte über das ganze Gesicht. Sämtliche Koffer standen, säuberlich aufgereiht, vor uns auf dem Rollfeld und anstelle der modernen Ankunftshalle war ein weisses Partyzelt aufgebaut, in dem die Einwanderungsbeamten an roh gezimmerten Holztischen hinter ihren Laptops sassen. Ich erwartete jeden Moment, dass ein freundlicher Kellner um die Ecke bog, der uns auf silbernen Tabletts leckere Empanaditas anbieten würde, so sehr erinnerte mich das Äussere dieses Zeltes an ein gediegenes Fest. Trotz der Notsituation war an alles gedacht : Wasserspender, Dixieklo und freundlich wedelnde Drogen-Spürhunde waren bereit. Sogar mobile Gepäckscanner standen herum und die Einreise klappte reibungslos. Nach einem längeren Fußmarsch um die beschädigte Halle herum, konnte mich Gerd dann endlich in Empfang nehmen :) Zuhause angekommen, zeigte er mir als erstes die Schäden in unserer Wohnung, die ich mir schlimmer vorgestellt hatte. In einigen Zimmern zogen sich Risse entlang der Decke oder am Türrahmen , in der Waschküche waren die abgefallenen Fliesen provisorisch angeklebt. Obwohl unser freistehender Kühlschrank während des Bebens einen halben Meter herumgewandert war, und einiges herunterfiel, ( meine Bilder, Schmuck, CD`s ) ist nichts zerbrochen. In ein paar Wochen, wenn auch die Nachbeben weniger geworden sind, kann das alles repariert werden. Kein Vergleich zu den schlimmen Zerstörungen im Süden des Landes ! In Santiago ist kein einziges Hochhaus zusammengestürzt oder wurde extrem beschädigt. Nicht ein Fenster aus der spiegelnden Glasfront des Titanium Towers, des noch höchsten Gebäudes Südamerika ( 181 m und 52 Stockwerke ) ist herausgefallen......ein Wunder, bzw. grossartiges Know-How der chilenischen Architekten und Baufirmen. Trotzdem sind auch in Santiago immerhin ca. 4000 Wohnungen so zerstört worden, dass sie unbewohnbar sind. An unseren 25- stöckigen Türmen sieht man deutlich von aussen, wie sich die drei miteinander verbundenen Häuser aneinander gerieben haben. Die Fugen sind teilweise aufgeplatzt und Füllmaterial hängt heraus. Eine Chilenin, die derzeit Schäden in Wohnungen dokumentiert, meinte, unser Haus wäre äusserst stabil gebaut. In anderen Gebäuden hätte sie Wohnungen im 5. Stock gesehen, die deutlich mehr Risse vorzuweisen hätten als bei uns im 15. Stock......das hat uns doch sehr beruhigt ! Und sie hatte auch gleich noch einen guten Tipp parat, um tatsächliche Nachbeben von eventuell nur individuell gefühlten unterscheiden zu können : Ein Glas mit Wasser aufstellen, dort, wo man sich befindet !!
Seit ich vor 2 Tagen angekommen bin, war alles ruhig. Ich nehme das mal als gutes Omen :)
So tragisch diese Katastrophe für das Land auch war und noch immer ist - ein positiver Aspekt soll nicht unerwähnt bleiben. Die offenbar bestehende Kluft im Volk zwischen der linken und der rechten Seite ist wie weggewischt. Es zählen keine politischen Ausrichtungen mehr, nur noch, wer hilft, wer etwas bewirkt. Die Menschen schliessen sich enger zusammen und haben ein gemeinsames Ziel, dass alle eint : Ihr Land wieder aufzubauen. Und es wird ihnen gelingen, davon bin ich überzeugt....como el ave Fenix - wie der Phönix aus der Asche wird ein neues Chile entstehen !
Die Fotos sind aus Santiago - wir sind dankbar, mit diesen kleinen Rissen davon gekommen zu sein.
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