Montag, 12. April 2010
Ein Samstag in Coinco
Zusammen mit 13 Chilenen brachen wir am Samstag morgen Richtung Süden auf, um in einem kleinen Dorf in der Nähe von Rancagua Holzhäuser für Erdbebenopfer zu isolieren. Bis jetzt kannten wir diese "mediaguas" nur von Bildern, nach ca. 2 stündiger Autofahrt konnten wir zum ersten Mal eine dieser Hütten selbst sehen. Coinco ist ein verträumtes Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.Pferdefuhrwerke, stromernde Hunde, Radfahrer und Reitergrüpppchen zogen an unserem parkenden Auto vorbei. In seinen ruhigen Strässchen reihte sich ein rustikales, betagtes Adobehaus ans nächste, immer wieder unterbrochen von klaffenden Lücken , davor zusammengetragener Bauschutt von zerstörten Dächern, Mauern, oder kompletten Häusern, die durch die Erschütterungen dem Erdboden gleich gemacht wurden. Maria, eine ESO Mitarbeiterin und die Organisatorin unserer kleinen Gruppe, erzählte uns, daß über 50 Häuser in Coinco total zerstört wurden. Die Menschen hatten ihre Habe notdürftig unter Zeltplanen aufgestellt, so wie Senora Pilar, die uns schon sehnsüchtig erwartete . Von ihrem Besitz blieb nur noch das extra gebaute Badezimmer stehen. Tisch , Stühle und ein paar Küchenmöbel, Fernseher, Kleidung, das Spielzeug ihrer Enkelkinder, und auch Bobby, der Hofhund, konnten gerettet werden. Im 3 x 3 m kleinen mediagua fanden gerade ihr Bett und ein Schrank Platz. Voller Wärme und Herzlichkeit wurden wir begrüßt und temperamentvoll schilderte sie ihre Erlebnisse, völlig ohne Bitterkeit, was uns sehr beeindruckte. Sie war unendlich dankbar , es hätte ja noch viel, viel schlimmer kommen können, so versicherte sie uns mehrmals. Gerd`s und meine Aufgabe bestand darin, die Innenwände mit passend zugeschnittenem Styropor zu verkleiden und wir vertieften uns eifrig ins Abmessen, Sägen und Anbringen der unterschiedlich grossen Rechtecke zwischen den inneren Holzbalken. Unser Augenmass wurde mit der Zeit immer besser und wir kamen gut voran. Es machte richtig Spass und wir gerieten fast in einen Styroporrausch, überall hafteten die weissen Kügelchen......Die anderen voluntarios unserer kleinen Truppe schraubten grosse Spanplatten über die fertig isolierten Wände und man merkte sofort die angenehme Wärme , die sich ausbreitete. Jetzt, im Spätherbst, sind die Nächte hier schon empfindlich kühl und es wurde höchste Zeit, die Häuschen fertig zustellen. Senora Pilar brachte jedem voluntario ein saftiges Melonenstück und nach einer kurzen Pause gings weiter. Im Speisesaal der Volksschule hatte Maria mit ihren Mädels inzwischen einen kleinen Lunch , bestehend aus Tomaten - Sandwich und Erbsensupe vorbereitet, den wir zusammen mit den anderen Gruppen hungrig verzehrten. Danach arbeiteten wir noch bis nach Einbruch der Dämmerung weiter. Leider konnten wir nicht die komplette Isolierung fertigstellen, da noch Material fehlte. Aber immerhin hatten wir alle 4 Wände, Fenster und Tür geschafft. Gerd und ich machten uns dann auf den Heimweg. Senora Pilar drückte uns an ihren üppigen Busen und umarmte uns so fest, dass wir kaum Luft bekamen.....es war ein herzergreifender Abschied, an dessen Ende sie uns noch zwei selbstgebackene Stück Kuchen in die Hand drückte. Ein bisschen müde, aber überaus zufrieden
und glücklich fuhren wir nach Hause. Es war sicher nicht viel, was wir in diesen wenigen Stunden tun konnten, aber wenigsten haben wir dazu beigetragen, dass ein Mensch von nun an nicht mehr nachts frieren muß......
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